Divân mit Schonbezug
(Erzählungen, Wallstein 2022)

» ...erstaunlich, mit welcher Brillanz Anna Baar zwischen Empörung und Furor über die politischen Verhältnisse und Familiengeschichten, Kindheitserinnerungen und Reiseerlebnissen pendelt und sie zu einem eindrucksvollen Erzählkunstwerk verknüpft. (...) Die Flammen dieses rhetorischen Feuers schlagen kaskadenhaft bei der Gegenwart in die Höhe, eine Gegenwart, die sich auf die Vergangenheit bezieht, ein Kontinuum bildet, ein unheilvolles.(…) Da werden dem Leser die Sätze um die Ohren geschmettert, etwa wenn es sich um den »aufrechte[n] Kinderschänder« handelt, dessen »Kinderfolter« »Behörden und treue Mitarbeiter allerdings zuverlässig im Verborgenen hielten«, solange, bis es nicht mehr ging.(…) Aber es gibt noch ein zweites Feuer in diesem Buch, das Feuer der Liebe, der Zärtlichkeit. Dies lodert immer dann, wenn von der Großmutter die Rede ist, etwa wenn die Erzählerin die Schöne und unendlich Tapfere im viereinhalb Zugfahrtstunden entfernten Heim besucht und beide ihr Leben und Zusammenleben noch einmal erinnern.«
(Lothar Struck, Glanz & Elend, 11.3.2022)


»"Die Wahrheit bleibt unzumutbar", heißt es in der Titelgeschichte. Anna Baar, die Ortlose, die Wortmächtige, spitzt ihre Anspielung auf das Postulat von Ingeborg Bachmann zu, konsequent, kompromisslos, zynisch. Vom Mehrdeutigen bleibt das Eindeutige. Denn das, was heuchlerisch als Wahrheit auf dem Jahrmarkt der Phrasen feilgeboten wird, ist eine erbärmliche, aus Halblügen konstruierte und stümperhaft bepinselte Schönfärberei, eine Zumutung. (…) Anna Baar, die Nomadin mit dem präzisen Blick, die virtuose Poetin, die ihrer Erzählkunst einen unverwechselbaren Sound verleiht, ist auf andere Art beheimatet, in der Sprache, in der Tragikomik, in der Ironie, im Feinsinnigen. Ihr Erzählband gleicht einem Underground-Blues unserer Tage, eindringlich und groß ist der Nachhall.«
(Werner Krause, Kleine Zeitung, 19.3.2022)

»Souverän in der Haltung, dabei immer lebendig, sprachlich kunstvoll, elegant und tiefgründig. (…) Anna Baar wirft in den hier versammelten Texten erleuchtende Blicke auf ihre Kindheits- und Familiengeschichte, ebenso auf deren Topographie: das Land, in dem sie aufwuchs, in dessen Sprache sie mit artistischer Souveränität schreibt, und das mit dem sie sich verbunden fühlt vor allem über die enge, liebevolle Beziehung zur eigenen Großmutter. (…)  Allein diese Großmutter vorgestellt zu bekommen, ist ein großes Geschenk der Autorin Anna Baar an alle Lesenden. Persönliches und Öffentliches sind in ihren Erzählungen verbunden, eindrücklich und sinnlich.«
(Carsten Hueck, Ö1 Ex libris, 17.04.2022)

»Die vielfach ausgezeichnete Schriftstellerin, Anna Baar, legt mit „Divan mit Schonbezug“ einen Erzählband vor, der in seiner sprachlichen Virtuosität wie seiner kaleidoskopartigen historisch-biographischen kritischen Zeitreise begeistert (...), einem fliegenden Teppich von Sprache, Nation, Identität, Schein und Sein von Lebenswelt und Gesellschaft, der alles scheinbar Feststehende unter den Füßen wegzieht und im Fliehen oder Bleiben erstaunt wie erschüttert darauf blicken lässt. Bei Anna Baar geht es im Schreiben immer um das Ganze des Lebens in Zeit und Raum. Und das Ankommen im Lesen ist dabei immer offen. Anna Baar schreibt mit so schonungsloser aufmerksamer Zärtlichkeit über Mensch und Welt wie es nur Liebende vermögen.«
(Walter Pobaschnig, literaturoutdoors, 31.3.2022)

»Tiefgründig. Wortgewaltig. Rigoros. Sehnsüchtig. Anna Baar eben.«
(
Sabine Ertl, Die Brücke, April/Mai 2022)

»... auf die stimmige Kombination aus Schonungslosigkeit, bösem Witz und nachdenklicher Selbstvergewisserung trifft man nicht alle Tage.«
(Björn Hayer, Die Presse/Spectrum, 02.04.2022)

»Es geht (...) vor allem aber um eine Zerrissenheit zwischen zwei Kulturen und Sprachen, in der sich große Konflikte im Kleinen abbilden. Gerüche aus der Kindheit und Zorn über die Gegenwart verbinden sich zu einer intensiven Mischung.«
(Wolfgang Huber-Lang, APA, 20.04.2022)